KONSTANZ – Mitte Januar besuchten rund 40 Lernende der ISKK und des EuregioGymnasiums im Konstanzer Zebra-Kino die Vorführung des englischsprachigen, über dreistündigen Films «Killers of the Flower Moon» von Martin Scorsese. Ein Gesamterlebnis an Gemeinschaft, Emotionalität und Bildung.
Von Herbert Lippenberger
Der Film erzählt die Geschichte der Osage Nation, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufgrund von grossen Ölfunden zu einem der wohlhabendsten Völker der Welt geworden sind. Der neue Reichtum dieser Ureinwohner Nordamerikas weckte jedoch bei der weissen Mehrheitsbevölkerung der USA vielfältige und häufig mit Gewalt umgesetzte Besitzinteressen. Für die Osage bedeutete dies Krankheit, Zerstörung der kulturellen Identität oder letztlich auch den Tod.
Visualisierung der US-Geschichte
Regisseur Martin Scorsese gelingt es, diese wichtige Epoche der amerikanischen Geschichte mit wirkungsstarken Bildern darzustellen. Das «American Department» der Universität Konstanz zeigte den Film zuerst in einer Veranstaltung für Studierende der Amerikanistik im Rahmen eines Forschungsprogramms über die literarische Beschreibung des ersten Ölbooms in den USA. Auch die Lernenden der SBW haben den Film als eindrückliche Visualisierung der US-Geschichte empfunden. Insbesondere schafft die tragisch-traurige Liebesgeschichte zwischen einer Frau aus der Osage Nation (Lily Gladstone) und einem vom ersten Weltkrieg traumatisierten Weissen (Leonardo DiCaprio) den für eine klassische Kinoerzählung wichtigen emotionalen Background.
Filmkultur
Filme sind ein wichtiger Beitrag für die Bildung, der Filme aber auch des Raumes wegen, in dem die Filme wahrgenommen werden. In einer Zeit, in der das visuelle Bild allgegenwärtig ist, braucht es das Kino, das uns die Möglichkeit gibt, Bilder und Filme gemeinschaftlich und in einer optimalen Konzentration wahrnehmen zu können. Genau in dieser Situation werden Filme zu einmaligen Erlebnissen. Hier können Geschichten rational erzählt und emotional erfahrbar gemacht werden – der Kinofilm ist ein Gesamterlebnis an Gemeinschaft, Emotionalität und Bildung/Aufklärung.
Geburtsstunde in einer WG-Küche
Am 5. Mai 1984 öffnete das Zebra Kino in der Chérisky-Kaserne im ehemaligen Truppen-Kino der Franzosen seine Pforten. Geboren wurde die Vision des Konstanzer Programm-Kinos in der WG-Küche eines gewissen Herbert Lippenberger, ehemaliger Leiter des SBW EuregioGymnasiums, der zu dieser Zeit an der Uni Konstanz Geschichte, Deutsch und Medienwissenschaft studierte und gemeinsam mit Freunden das Asta-Kino der Studierenden-Vertretung organisierte. In der WG an der Kreuzlinger Hauptstrasse entstand die Idee eines politischen Kinos, welches auf Ehrenamt und Basisdemokratie aufbauen und sich einer engen Verwertungslogik entziehen sollte. (mr)